31.10.2023

Rauch- und Wärmeabzug im Berliner Schloss

Vielfältige An- und Herausforderungen 

Im BHE-Fachausschuss RWA wurde das Projekt "RWA im Berliner Schloss" als Sonderlösung für die Implementierung von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen vorgestellt. Dabei wurden insbesondere die An- und Herausforderungen im Hinblick auf außergewöhnliche Gegebenheiten am Bauobjekt beleuchtet. 

Das Berliner Schloss - Sitz des Humboldt Forums mit der größten deutschen Museumssammlung - entstand von 2013 bis 2021auf der Berliner Spreeinsel . Die

Fenster wurden zur Entrauchung mit Kettenantrieben und 140 Elektrobeschlagscheren ausgestattet.

Unsichtbare Fenstertechnik

Die Fenster mussten den optischen Anforderungen der alten Schlossfassade aus

dem 15. Jahrhundert entsprechen, gleichzeitig aber mit modernster Technik im Sinne des Brandschutzes ausgestattet werden. Wie verbaut man also Kettenantriebe, Elektrobeschlagscheren und optische Akustikmelder in bis zu sechs Meter hohe Kastenfenster, die im Notfall zum Abzug des Rauches öffnen, aber deren Technik im geschlossenen Zustand nicht gesehen werden soll? Die Kettenantriebe der äußeren Fenster wurden dafür im Pfosten so integriert, dass sie bei geschlossenem Fenster komplett verdeckt sind. Zusätzlich wurden Elektrobeschlagscheren sowie alle sichtbaren Montageteile nicht nur in den RAL-Farben des Fensters, sondern auch mit dem exakt gleichen Glanzgrad geliefert.

Überdimensionale Fenstergröße

Für die Antriebe stellte die Flügelhöhe von bis zu 3.400 Millimeter sowie die große Lüftungsfläche bei gleichzeitig möglichst unauffälliger Montage eine besondere Herausforderung dar, ebenso wie der erweiterte Temperatur-Einsatzbereich der Antriebe im Fensterzwischenraum. Architekt Franco Stella und das Humboldt Forum als Planer holten daher 2012 bewusst Experten für die Fensterplanung zu Hilfe.

Historische Fenster bewegen: erst innen, dann außen

Erst drehen die inneren Drehflügel auf. Sie werden jeweils durch eine Elektrobeschlagschere auf fast 90° Öffnungswinkel bewegt. Danach, etwas zeitversetzt, folgen die äußeren Drehflügel. Diese werden von Kettenantrieben in Tandemversion aufgedreht, bis zu einem Öffnungswinkel von 45°. Um die Elektrobeschlagschere in dem Kasten montieren zu können, mussten spezielle Konsolen und Flügelböcke konstruiert werden. Diese erfordern eine besondere Montageart um den benötigten Lüftungsquerschnitt zu erreichen. Im Zusammenspiel mit einem zusätzlichen Verriegelungsantrieb je Innenflügel wird den geforderten Dichtigkeits- und Sicherheitsansprüchen genüge getan. Für den Einklemmschutz nach Maschinenrichtlinie wurden ergänzend Opto-Akustik-Melder in die betreffenden Fenster integriert. Zur Steuerung der motorischen Fenster wurden in eigenen Technikräumen insgesamt 53 RWA-Modulzentralen eingesetzt. Für das Steuern der Oberlichtfenster zur Entrauchung nach Entfluchtung wurden weitere 87 RWA-Kompaktzentralen in Bodentanks verbaut.